Hallo,
ich bin der depressive PTA mit dem
in diesem Blog-Beitrag möchte ich mich in erster Linie einmal genauer vorstellen,
beschreiben was mir wichtig ist,
erläutern was ich mit meiner Website erreichen möchte
und versuchen, Euch zum Mitmachen zu animieren.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich im Bloggen und Website erstellen noch völlig unerfahren bin und hoffe, Ihr seht mir dieses nach.
Wer mir auch in dieser Anfangszeit folgen und mitmachen möchte, wird dafür vielleicht miterleben, wie meine Seite und hoffentlich auch wir als Community wachsen werden.
Nun aber zu mir….
Ich bin PTA, arbeite in Teilzeit in einem Apothekenunternehmen mit einer sehr großen und zwei kleineren Filialen.
PTA zu sein ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und wird auch einen Raum auf meiner Website einnehmen. Den größten Anteil an dieser Website soll aber der Bereich psychische Erkrankungen, insbesondere mein Wunsch der Entstigmatisierung dieser bekommen. Daher werde ich erst später noch einmal auf meinen Beruf und meine Arbeit näher eingehen.
Meine “psychische Geschichte“
Vieles von dem, was letztlich schon im Kindesalter ausschlaggebend, oder auch Voraussetzung für meine jetzt langjährige Erfahrung in Therapie und Psychiatrie war, wurde mir selbstverständlich meist erst viel später klar.
Zum Beispiel war mir als Kind nie bewusst, warum ich mich immer irgendwie anders und nicht dazugehörig gefühlt habe. Dass ich aus genau demselben Grund leicht zum "Opfer" wurde und jahrelang unter Mobbing vor allem im schulischen Umfeld litt, hat sicherlich einen erheblichen Anteil an der Entstehung meiner Depressionen.
Der Zeitpunkt dazu kann im Nachhinein ziemlich genau im Alter von 12/13 Jahren verortet werden. Während der entsprechenden Zeit aber, wurden meine starken Stimmungsschwankungen, übermäßige Emotionalität und letztlich auch überwiegend vorherrschende Melancholie, was durchaus auch für einige andere sichtbar war, mit der Pubertät abgetan. Da ich es nicht besser wusste, habe ich angenommen, dass das wohl in diesem Maße normal wäre.
Das erste Mal in vollstationärer Behandlung mit der Diagnose einer schweren depressiven Episode, mit suizidalen Gedanken, war ich im Alter von 21 Jahren. Es folgten etliche voll- und teilstationäre Aufenthalte in insgesamt 4 verschiedenen Kliniken und eine Verhaltenstherapie.
Auch die Diagnosen änderten sich mit der Zeit, allein weil inzwischen "chronisch“ und "rezidivierende schwere Episoden" in Bezug auf Depressionen dazu kamen. Eine zwischenzeitliche Diagnose der hypomanen Biopolarstörung mit Überhang im Depressiven ist inzwischen wieder revidiert.
Die letztlich entscheidende Diagnose (vor fast 3 Jahren), die das Puzzle schlüssig zusammensetzte, war ein zu Grunde liegendes ADHS.
ADHS ist zwar an sich erstmal keine Krankheit, sondern wird nach neuestem Kenntnisstand vererbt und geht mit einer Stoffwechselstörung der Neurotransmitter einher, aber es gibt etliches, was wohl besonders in unserer Art von Gesellschaft häufig zu einem hohen Leidensdruck führt.
Die hauptsächliche Störung des Dopamin-Haushaltes im Hirn rufen häufig viele typische Symptome und Verhaltensweisen hervor. Dabei sind lange nicht alle ADHS-typischen Eigenschaften negativ. Viele haben häufig ähnliche Stärken und Fähigkeiten. Eine die vielen von uns gemein ist, ist besondere Handlungsfähigkeit in Krisen- und Gefahrensituationen.
Während wir nicht selten im Alltag von unseren persönlichen alltäglichen Aufgaben überfordert zu sein scheinen, oder es auch wirklich sind, sind wir da, wo andere komplexe Situationen nicht sehen oder entsprechend händeln können, besonders konzentriert und leistungsfähig.
Der Grund ist allerdings etwas simpler, als es meine Schilderung vermuten lassen könnte. Wir brauchen die Herausforderung um leistungsfähig zu sein, alles Normale überfordert uns meist, weil es einfach langweilig ist und uns oft nicht wichtig genug erscheint.
Und genau das ruft meinen eigenen riesigen Schweinehund auf den Plan.
Trotz allem wird ADHS meist erst dann zum Problem, wenn gewisse Symptome besonders ausgeprägt sind, Verhaltensweisen zur Ausgrenzung führen, oder wenn es wie in meinem Fall trotz bestehender Probleme, verursacht durch Verhaltens- und Denkmuster bzw. ungeeigneter Kompensation dieser, nicht erkannt wird.
Wichtig ist mir dabei aber jetzt, dass es mir in erster Linie nicht darum geht, dass ADHS therapiert werden muss, sondern sowohl wir als auch das Umfeld müssen verstehen, was es bedeutet, ADHS zu haben und von allen Beteiligten angenommen werden.
Nur dann können meiner Meinung nach die meisten Co-Morbiditäten, wie Depressionen oder auch sehr häufig vorkommende Suchterkrankungen effektiv verhindert werden.
Obwohl ich heute wirklich sehr viel über mich und dem, warum ich heute so bin, wie ich bin, weiß, ändert es (noch) nichts daran, dass ich weiterhin meist eine gewisse depressive Grundstimmung habe und auch immer wieder schwerere Phasen habe. Über -zig Jahre eintrainierte Muster sind nicht schnell wieder abtrainiert.
Das einzige, was ich inzwischen seit 4 Jahren überwiegend los bin, sind Suizidgedanken. Dieses bringt unglaublich viel Lebensqualität. Lediglich im letzten November hatte ich plötzlich, ohne erkennbaren Grund, massive suizidale Gedanken. Nachdem ich sie auch nach 3 Tagen noch nicht wieder im Griff hatte, habe ich mich auf eigenen Wunsch von meinem Psychiater zur Krisenintervention in die Klinik einweisen lassen. Dort war ich knapp 2 Wochen.
Vor ca. 3 ½ Jahren habe ich die Teilweise Erwerbsminderungsrente beantragt, die mit dem ersten Verlängerungsantrag direkt unbefristet bewilligt wurde.
Ebenso habe ich eine unbefristet festgestellte Schwerbehinderung mit einem GDB von 50.
Jetzt nochmal zu meiner Arbeit
Nun möchte ich noch einmal auf meine Arbeit eingehen.
Inzwischen arbeite ich hauptsächlich abwechselnd in der großen und kleinsten Filiale des Apothekenunternehmens.
Als ich anfing, habe ich in Vollzeit fast nur in der großen Apotheke gearbeitet, habe über viele Jahre die Rezeptur geleitet und war auch für die filialübergreifende einheitliche Organisation der Rezepturen verantwortlich. Daraus folgend werde ich jetzt noch häufig zu Rezepturthemen gefragt und stelle auch weiterhin die ein oder andere galenische Mixtur her.
Erklärend muss ich hinzufügen, dass in letzter Konsequenz aber immer der/die diensthabende Apotheker*in die pharmazeutische Verantwortung trägt, auch für pharmazeutisch (QMS-)relevante Fragen der Organisation hatte ich zumindest in den letzten Jahren eine feste Apothekerin an meiner Seite, die heute noch diese übergeordnete Verantwortung inne hat. Nichtsdestotrotz war ich nicht zuletzt aufgrund etlicher kleinerer und einiger großer Seminare meistens letztlich doch auch in den pharmazeutischen Fragen der Federführende, nur halt nicht mit meiner Unterschrift. Wir PTAs sind und bleiben wohl auch weiterhin in den meisten Apotheken für die Rezeptur die wichtigste Berufsgruppe.
Eine meiner Stärken in der Apotheke ist aber mittlerweile logischerweise der Bereich der Psychopharmaka, insbesondere Antidepressiva und ADHS-Medikamente.
Ein wichtiger Teil ist da auch das Beratungsgespräch zu ärztlichen Verschreibungen. Zum einen weil gerade Psychopharmaka durchaus in verschiedenen Punkten nicht immer ganz einfach in Umgang und Anwendung sind und einen zumindest nicht-Fachärzte selten ausreichend dahingehend beraten (können) und zum anderen, weil sich in diesem meist sehr sensiblen Bereich nicht selten Beratungsgespräche ergeben, an dessen Ende die Kunden sehr dankbar darüber sind, dass sie verstanden und/oder nicht wegen ihres Rezepts stigmatisiert werden, oder auch den ein oder anderen Tipp außerhalb der reinen Medikation bekommen.
Ich erzähle trotzdem nicht gleich jedem Kunden, dass ich selbst betroffen bin.
Nun zu dem, was ich gerne mit dieser Website erreichen möchte.
Natürlich würde ich euch gerne an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und einfach zu dem ein oder anderen Thema meine Gedanken niederschreiben und veröffentlichen.
Aber ebenso würde ich mich freuen, wenn wir hier einen aktiven Austausch besonders über die psychischen Themen hinbekommen.
Dazu brauche ich aber auch Euch. Egal ob ihr selbst betroffen seid, ob ihr Angehörige*r seid, ob ihr PTA, PKA oder Apotheker*in seid, oder ob ihr Euch einfach für diese Themen interessiert.
Kommentiert meine Veröffentlichungen, oder stellt weitergehende Fragen und Anregungen dazu, bringt euch in den Foren und Gruppen ein oder schreibt mir in einer E-Mail, was ihr euch von mir wünschen würdet, eure eigene Story, wenn ihr sie mir mitteilen möchtet, oder was auch immer ihr mir schreiben möchtet.
Ich selbst habe hauptsächlich Erfahrungen in meinen eigenen (Problem)Feldern.
Aber es gibt noch so viele andere psychische Erkrankungen und Syndrome. Mit einigen wie Angststörungen, Borderline, oder PTBS hatte ich durch meine (teil-)stationären Aufenthalte schon einige oder viele Berührungspunkte, mit anderen dagegen nur wenige bis keine.
Auch deshalb benötige ich die Unterstützung von euch, die selbst andere Krankheitsbilder haben. Bringt euch hier bitte mit ein. Vielleicht mögt Ihr auch mal einen Gastbeitrag schreiben, den ihr mir aber bitte zuvor per Mail zukommen lasst.
Gegen Stigmatisierung psychischer Erkrankungen
Eines meiner Hauptanliegen bleibt das Ziel, dass psychische Erkrankungen oder Syndrome mit psychischen Auswirkungen eben auch als solche erkannt werden und nicht, wie immer noch in vielen Köpfen (häufig einschließlich unserer eigenen), nicht als (selbstverschuldete) "Spinnereien" abgetan werden, so dass wir und zukünftige Betroffene frei von Stigmatisierung leben können.
Dazu möchte ich auch, falls ich tatsächlich genügend Unterstützende bekommen werde, alles, was ich mehr als meine Ausgaben für diese Website durch eure Unterstützung bekommen sollte, an eine Initiative einer Bekannten spenden, die sich selbst mit verschiedenen Kampagnen und bereits etlichen Filmen gegen Stigma und für Unterstützung (auch der Angehörigen, inklusive der Kinder) im psychischen Bereich einsetzt.
Auf einer extra Seite dieser Website, die ich eigens dafür noch erstellen werde, werde ich möglichst schnell und nachdem ich meine Bekannte darüber informiert habe, beziehungsweise vorausgesetzt, dass weitere Informationen zu ihren Projekten für sie und ihrem Team auf meiner Seite in Ordnung sind, dazu näheres online stellen.
Grundsätzlich möchte ich meine Veröffentlichungen und die Bereiche für den konstruktiven Austausch frei zugänglich lassen, aber für die Antistigmatisierung psychischer Erkrankungen würde ich mich doch sehr über etwas finanzielle Unterstützung von euch freuen.
In einem der nächsten Beiträge würde ich euch noch gerne etwas mehr zu “den beiden Hunden der Depression und ADHS“ erzählen und danach speziell zu meinem persönlichen Schweinehund und warum er nicht mit zu meiner Arbeit mitkommt.
Damit verbleibe ich erstmal
Euer depressive PTA mit dem Schweinehund
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